Eine gelungene Punktlandung
13.12.2022 | Zürich
Claudio Zanella (Bild 3), Gesamtprojektleiter Ausführung, und Ralph Grund (Bild 2), Leiter der Ausführung vor Ort, über die Bedeutung der Swiss Life Arena (Bild 1) und die Herausforderungen im Bau
Claudio Zanella, was bedeutet für Sie die Swiss Life Arena?
Zanella: Ich übernahm das Projekt vor rund 1,5 Jahren als Gesamtleiter und baute es nach einigen personellen Wechseln in Struktur und Ablauf neu auf. Es ist für mich bereits das dritte Stadion, aber die Swiss Life Arena ist unter den Stadien in mehreren Hinsichten etwas Besonderes: Sie hat keine Mantelnutzung, sondern ist ein reiner Sportpalast, das ist bei einem Stadion dieser Grösse ungewöhnlich. Und ich habe noch nie so steile Zuschauertribünen gesehen, so etwas ist in der Schweiz einmalig – und wird von den Fans offenbar sehr geschätzt. Auf unseren Beitrag zu diesem «Hexenkessel» sind wir sehr stolz!
Ralph Grund, Sie waren in der Schlussphase für die Ausführung vor Ort verantwortlich. Wie haben Sie das Projekt erlebt?
Grund: Ich hatte – bis auf die Turnhalle im Polizei- und Justizzentrum Zürich (PJZ), dessen Gesamtprojektleiter ich war – noch nie mit Sportbauten zu tun, schon insofern war es für mich eine sehr spannende Erfahrung. Die Swiss Life Arena unterscheidet sich von allem, was ich schon bauen durfte. Ich erinnere mich gut an den Moment, als ich sie im März das erste Mal betrat: Mich erinnerte dieses gigantische Bauwerk, damals noch ohne Tribünenbestuhlung und Haustechnikinstallationen an der Arenadecke, an eine Kathedrale aus dem Mittelalter. Ich habe noch nie einen so riesigen geschlossenen Raum wahrgenommen. Das stützenfreie Dach ist höchst imposant.
Wo lag die grösste Herausforderung?
Zanella: Wir haben fünf Monate an den heute allseits bekannten Problemen mit den Schrauben der Dachkonstruktion gearbeitet, von Dezember 2021 bis Mai 2022. Die Übergabe wurde zweigeteilt und hat sich nur um vier bis sechs Wochen verzögert. Wer unser Geschäft kennt, kann sich vorstellen, mit welchem Druck und Mehraufwand es für die Mitarbeitenden verbunden war, den grössten Teil der Verzögerung wieder aufzuholen und die Übergabe in zwei Phasen aufzuteilen und ins Ziel zu bringen.
Ein Projekt dieser Grösse dürfte zahlreiche bauliche Knackpunkte geboten haben.
Zanella: Da könnte man einiges aufzählen, zum Beispiel die versetzten Geschosse zwischen Trainingshallen und Arena. Oder die Sprinkleranlagen in der Trainingsanlage. Und eine zentrale Herausforderung war die hohe Spannweite des Dachs. Wir brauchten Spezialhebegeräte – die grössten Raupenkräne, die es in der Schweiz gibt – um das Dach in drei Teilen zusammenzubauen und hochzuheben. Auch der Innenausbau mit den verschiedenen Mietern war anspruchsvoll, insbesondere bezüglich Gastronomie und Contracting.
Von welchen Kompetenzen hat HRS besonders profitiert?
Grund: Wir dürfen für uns in Anspruch nehmen, dass nur HRS ein Stadion dieser Komplexität und Grösse bei diesen Schwierigkeiten in dieser Zeit bauen kann. Insbesondere ist uns die Punktlandung auf die Unihockey-Weltmeisterschaft hin gelungen. Die Grundlage dafür war die Erfahrung unseres Unternehmens im Stadionbau: Martin und Rebecca Kull haben das Know-how, um im richtigen Moment die richtigen Fragen zu stellen. Sie wussten, was man dem Team zumuten und was es leisten kann. Und Claudio Zanella persönlich hat das schon zweimal gemacht und mit dem fliessenden Übergang von seiner Aufgabe beim Circle her eine unglaubliche Belastung getragen, chapeau!
Zanella: Danke! Ich möchte den Dank dem ganzen Team und allen beteiligten Unternehmen weitergeben: Was hier in kurzer Zeit geleistet wurde, trotz aller Hindernisse, ist ausserordentlich – und nicht nur ein architektonisches Prestigeobjekt, sondern auch ein Beitrag ans Gemeinwohl, der Junge zum Sport animiert.
Claudio Zanella, Architekt HTL, arbeitet seit 2015 bei HRS. Er war Gesamtprojektleiter von The Circle im Flughafen Zürich und ist seit Juni 2021 für den Bereich Ausführung der Swiss Life Arena zuständig.
Ralph Grund ist gelernter Wirtschaftsingenieur FH und Tiefbautechniker TS. Er ist seit 2000 bei HRS und war u.a. Gesamtprojektleiter des Polizei- und Justizzentrums Zürich und seit März 2022 für die Ausführung vor Ort in der Swiss Life Arena verantwortlich.
Nach acht Jahren Planungs- und Bewilligungsphase, begannen im Frühjahr 2019 die Bauarbeiten für die neue Hockeyarena der ZSC Lions. HRS hatte ein Wettbewerbsverfahren um den TU-Auftrag für sich entschieden. In den vergangenen Monaten konnte die Swiss Life Arena in zwei Schritten der Bauherrschaft übergeben werden. HRS ist den ZSC Lions auch als Hauptsponsor verbunden.